Vor einem Jahrhundert, am 5. August 1914, wurde die erste elektrische Verkehrsampel der Welt in den USA aufgestellt. Seither stehen wir bei Rot und fahren bei Grün. Anlässlich dieses Jubiläums hat AutoScout24 1.000 deutsche Autofahrer repräsentativ zur Ampel befragt. Die Ergebnisse zeigen, ganze 91 Prozent haben etwas am Verkehrslicht auszusetzen, aber die große Mehrheit verbringt die Rotphasen trotzdem gelassen. Die Deutschen nutzen sie sogar kreativ für allerhand: neugierige Blicke zum Nachbarn und dessen Gefährt, Musikwechsel, intensive Blicke für den Beifahrer, kleine Brotzeiten, Überprüfungen des Makeups, erfolgreiche Suchen nach Kaugummis sowie geschwind getippte SMS. In der Zukunft sollen die Ampeln intelligenter werden, wünschen sich die Autofahrer. Das passt zur Kritik, die vor allem zu optimierende Rot- und Grünphasen betrifft.


Die Umfrage von AutoScout24 zeigt, beim rot-gelb-grünen Jubilar scheiden sich die Geister. Zwei Drittel (68 Prozent) der Autofahrer akzeptieren die Rotphasen als notwendigen Bestandteil des geregelten Verkehrs und jeder Zehnte (10 Prozent) meint sogar, dass ihm die kleinen Pausen gut tun. Doch 22 Prozent finden das Verkehrslicht einfach nur nervig und zeitraubend.

Selbst diejenigen, die den Nutzen der Ampel sehen, warten nicht immer auf Grün. Als Autofahrer leistet zwar nahezu jeder roten Ampeln Folge. Auch wenn elf Prozent angeben, schon einmal aus Versehen über Rot gefahren zu sein. Doch als Radfahrer oder Fußgänger nehmen sich die Deutschen mehr Freiheiten heraus. Immerhin: Bei der Abwägung, diese Verkehrsregel zu ignorieren, bedenkt ein Teil seine Vorbildfunktion gegenüber Kindern (32 Prozent). Leere, gut überschaubare Kreuzungen nehmen 22 Prozent als Fußgänger und zwölf Prozent als Radfahrer gelegentlich zum Anlass für den Verkehrsregelverstoß. Die Hälfte bleibt jedoch grundsätzlich bei Rot stehen – egal ob sie zu Fuß, per Rad oder Auto unterwegs ist (52 Prozent).

Was tut man in den aufgezwungenen Haltephasen? Über die Hälfte der Deutschen vertreibt sich die Wartezeit, indem sie die Umgebung oder andere Verkehrsteilnehmer begutachtet (53 Prozent). Jeder Fünfte (22 Prozent) schenkt den tollen, ebenfalls wartenden Autos sein Augenmerk. Viele nutzen die Zeit auch effektiv. Ein Drittel (33 Prozent) entspannt mal kurz und jeder Fünfte wechselt geschwind das Radioprogramm beziehungsweise die Musik (26 Prozent). Dem Beifahrer widmen 18 Prozent ihre Zeit und 16 Prozent essen oder trinken schnell eine Kleinigkeit. Vor allem Frauen werfen auch gerne einen Blick in den Spiegel, um ihr Aussehen zu überprüfen (21 versus 10 Prozent der Männer). Ungefähr jeder Zehnte wirft einen Blick auf Karte oder Navi (13 Prozent), tippt mal schnell eine SMS (11 Prozent), sucht Kaugummis oder Taschentücher (10 Prozent) oder nutzt die Gelegenheit für einen Flirt (9 Prozent). Überwiegend sind die Deutschen geduldig: Nur ein Zehntel (11 Prozent) trommelt genervt aufs Lenkrad oder flucht vor sich hin. Einfach nur regungslos warten – das tut ein Fünftel (19 Prozent).

Lediglich jeder zehnte deutsche Autofahrer gibt an, dass er mit der Ampel weitgehend zufrieden ist (9 Prozent). Alle anderen haben an ihr etwas auszusetzen. Über die Hälfte ist der Meinung, dass manche Ampeln durch zu kurze Grünphasen regelmäßig Stau verursachen (53 Prozent). Viele stoßen sich am starren System der Ampel: Sie beklagen, dass sie oft bei Rot halten müssen, obwohl der Weg eigentlich frei wäre (45 Prozent). Jeder Dritte bemängelt außerdem, dass er von roten Wellen gewaltig genervt ist (36 Prozent). Mehr Kreisverkehre wären 39 Prozent daher lieber und jeder Dritte erachtet viele Ampeln als sowieso überflüssig (34 Prozent).

Die große Mehrheit der Autofahrer findet, Ampeln sollten künftig intelligenter werden und mehr können. Drei Viertel wünschen sich, dass die Verkehrslichter bald das aktuelle Verkehrsaufkommen erfassen und ihre Rot- oder Grünphasen danach ausrichten (74 Prozent). In vielen anderen Ländern bereits üblich: Die Ampel soll auch gleich die verbleibende Zeit der Rot- oder Grünphase anzeigen, findet die Hälfte (53 Prozent). Und sie soll sich selbst zum Beispiel über Solarzellen mit Energie versorgen können (45 Prozent).

Quelle: dpp-Autoreporter