Klement galt als bescheiden
Vor 150 Jahren, am 16. Oktober 1868, wurde im mittelböhmischen Velvary einer der Gründer des Automobilherstellers ŠKODA AUTO geboren. Zu den größten Verdiensten von Václav Klement zählen die strategische Ausrichtung des Unternehmens und die erfolgreiche Expansion im In- und Ausland. Klement galt als bescheiden, fleißig und als besonders fähiger und anspruchsvoller Unternehmer. Gleichzeitig erwarb er sich einen Ruf als erfolgreicher Rennfahrer und großzügiger Mäzen.
Sein Hobby war das Radfahren
Václav Klement kam am 16. Oktober 1868 zur Welt. Nachdem er fünf Jahre lang die Volksschule besucht hatte, begann Klement eine Lehre zum Buchhändler. Bereits zu dieser Zeit begeisterte er sich für Fahrräder. Um 1883 begann Klement als Handelsgehilfe in einer Buchhandlung in Mladá Boleslav zu arbeiten – acht Jahre später übernahm er das Geschäft. Sein Hobby, das Radfahren, und der Handel mit Fahrrädern dienten ihm damals noch als Zubrot: Er verkaufte Fahrräder österreichischer, englischer und deutscher Marken.
1895 Gründung einer Firma für Fahrzeugreparaturen
Zusammen mit dem Mechaniker Václav Laurin aus Turnau gründete Klement im Dezember 1895 eine Firma für Fahrzeugreparaturen. Die 120 Quadratmeter große Werkstatt lag in der Straße Benátská 149/III im Stadtteil ,Na Hejtmance‘ von Mladá Boleslav. Bereits im Frühling 1896 begannen Laurin und Klement auch mit der Produktion von Fahrrädern, die sie unter dem Markennamen ,Slavia‘ anboten. Der äußerst kreative Václav Klement, bekannt für seinen ausgeprägten Geschäftssinn, kümmerte sich dabei vornehmlich um die unternehmerischen Aufgaben. Zu seinen erfolgreichen Ideen zählte zum Beispiel die Einführung von Ratenzahlungen im Oktober 1896. Er war stets hochmotiviert und ausgesprochen fleißig: Oft stand Klement von fünf Uhr morgens bis 23 Uhr nachts in der Werkstatt und kümmerte sich nebenbei auch noch um die Werbung für die Produkte sowie das Marketing. Seine Frau Antonie übernahm in den ersten drei Jahren des Betriebs sämtliche administrative Arbeiten.
Gespür für Zeitgeist
Václav Klement war ein Visionär mit gutem Gespür für den Zeitgeist. Unter seiner Führung stieg Laurin & Klement (L&K) weltweit zu den Pionieren modern konstruierter Motorräder auf. Am 18. November 1899 stellte Klement die ersten zwei Modelle der Marke Slavia in Prag-Bubny vor. Weitere Präsentationen im Ausland folgten. Klement galt nicht nur als begnadeter Entwickler, er zählte auch zu den erfolgreichsten Rennfahrern seiner Zeit. Einer seiner größten Erfolge gelang ihm am 11. Mai 1902 mit dem Triumph beim Exelbergrennen bei Wien, dem größten Motorsportereignis seiner Zeit in Österreich-Ungarn. Darüber hinaus leitete Klement das erfolgreiche Werksteam aus Mladá Boleslav: Sein Mitarbeiter Václav Vondřich siegte am 25. Juni 1905 bei der inoffiziellen Motorrad-Weltmeisterschaft im französischen Dourdan.
Bald produzierte L&K weit mehr Motor- als Fahrräder. Schließlich stellte das Unternehmen deren Fertigung im März 1905 ganz ein und konzentrierte sich auf die Entwicklung des ersten eigenen Automobils, das bereits gegen Ende des selben Jahres der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Václav Klement war seiner Heimat sehr verbunden, legte aber großen Wert auf ein internationales Expertenteam. So engagierte er beispielsweise den deutsch-österreichischen Topkonstrukteur und Rennfahrer Otto Hieronymus. Schnell entwickelte sich L&K zum größten Automobilbauer in Österreich-Ungarn und etablierte sich auf zahlreichen ausländischen Märkten. 1907 stammten bereits 70 Prozent des Firmenumsatzes aus dem Export.
Hohe Ansprüche als Führungsperson
Als Führungsperson war Václav Klement sehr geschätzt. Privat galt er als bescheiden, im Berufsleben stellte er hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter und sich selbst. Gleichzeitig zeichnete er sich als Unternehmer mit großem Sinn für soziale Belange aus. In den schweren Zeiten des Ersten Weltkriegs gelang es Klement, die meisten seiner vom Militär eingezogenen Mitarbeiter zurück ins Werk zu holen. Laurin & Klement unterstützte Soldatenfamilien und fand eine Lösung für den akuten Lebensmittelmangel, sodass das Unternehmen seine Belegschaft mit Lebensmitteln versorgen konnte.
Einstieg der Pilsener ŠKODA Werke
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Monarchie musste Václav Klement das Scheitern auf den traditionellen Exportmärkten verhindern, was ihm unter anderem durch die lukrative Produktion von Flugmotoren gelang. Im Sommer 1924 zerstörte ein verheerender Brand die Fabrik. Um das Unternehmen anschließend wieder zu stabilisieren und auf Erfolgskurs zu bleiben, stimmte Laurin & Klement dem Einstieg eines starken strategischen Partners zu – der Pilsener ŠKODA Werke.
Václav Klement erkannte auch weiterhin die Trends in der internationalen Automobilindustrie. Mit den Erfahrungen und seinen Kontakten, die er 1927 von einer Studienreise in die USA mitbrachte, trug er wesentlich zum Aufbau der seinerzeit hochmodernen Fabrik in Mladá Boleslav bei. Fortan setzte das Unternehmen auf Fließbandproduktion und punktete mit moderner Werbung. Am Lebensabend seines Mitbegründers etablierte sich das inzwischen unter dem Namen ŠKODA firmierende Unternehmen als größter Automobilhersteller in der damaligen Tschechoslowakei.
Am 13. August 1938, kurz vor seinem 70. Geburtstag, starb Václav Klement. Václav Laurin, seinen Geschäftspartner und guten Freund, überlebte er um fast acht Jahre.
Foto: ŠKODA AUTO Deutschland GmbH