Seit Anfang Februar wird E10 an deutschen Tankstellen angeboten und hat noch immer keine Freunde gefunden. 95 Prozent der vom Kfz-Portal www.auto.de 19.731 befragten Auto- und Motorradfahrer lehnen auch vier Wochen nach Markteinführung das neue „Ökobenzin“ E10 ab. Sie glauben, dass es wichtigere Probleme gibt. So sehen fast ein Drittel (30 %, 5.919 Stimmen) die Einführung nur als weiteres Konjunkturprogramm auf Kosten der Steuerzahler. 28 Prozent sehen das Geld lieber in Elektroantriebe investiert (5.525). 24 Prozent der Befragten (4.735) würden lieber die deutschen Straßen saniert bekommen, anstatt ein „teures grünes Feigenblatt“ aufzulegen. 2.565 Befragte (13 %) wollen sich als nächstes einen Diesel-Pkw kaufen, um dem E10-Sprit aus dem Weg zu gehen.
„Wir haben festgestellt, dass die bislang angebotenen Benzinarten stellenweise um etwa drei bis fünf Cent pro Liter gestiegen sind. Damit soll der Absatz von E10 angekurbelt werden, der eigentlich teurer in der Herstellung ist als der übliche Sprit“, so Thomas Kuwatsch von auto.de.
Mit dem von fünf auf zehn Prozent angehobenen Bioethanolanteil soll die Abhängigkeit vom Erdöl verringert werden. So will es die Politik. Doch die Einführung des neuen Sprits ist ohne Nebenwirkung bislang nicht zu haben: „So mussten die Autofahrer bereits steigende Preise, einen höheren Verbrauch und teilweise auch technische Schwierigkeiten bei ihren Fahrzeugen feststellen“, heißt es bei auto.de.
Was die wenigsten Kraftfahrer wissen: Der „grüne Sprit“ lässt die Autos und Motorräder zu leidlichen „Schluckspechten“ werden. „Bioethanol hat nur etwa 2/3 des Energiegehalts des üblichen Benzins. Das heißt im Endeffekt, die Autos und Motorräder verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichem Benzin mehr“, sagt Kuwatsch.
Doch des Fahrers Leid ist des Finanzministers Freud: Der Mehrverbrauch beschert unterm Strich ein Mehr an Steuereinnahmen. Laut Statistischem Bundesamt und Bundesverband der Mineralölwirtschaft liegt der tägliche Verbrauch von Benzin aller Sorten bei etwa 75 Millionen Litern. Jeder Liter Benzin wird mit etwa 65 Cent versteuert, Mehrwertsteuer ausgenommen. Durch den absehbaren Mehrverbrauch (E10 erreicht gegenüber bisherigen Benzinsorten nur ein Leistungsniveau von 97 %) könne das Finanzministerium täglich zusätzlichen Mehreinnahmen, allein durch die Mineralölsteuer, von bis zu 1,7 Millionen Euro einkalkulieren, rechnet das Portal vor. Einzige Bedingung: Die Verbraucher müssen auch den neuen Sprit nutzen.
Und hier wittert auto.de eine „staatlich sanktionierte Abzocke“ an den Tankstellen und erinnert daran, dass etwa zehn Prozent aller in Deutschland fahrenden Pkws und Motorräder (insgesamt mehr als 41 Mio. Pkws und etwa 3,8 Mio. Motorräder) den Sprit gar nicht „vertragen“. Den Fahrern wird geraten, unbedingt zu prüfen, ob ihre Fahrzeuge E10-tauglich sind. Denn sorgloses Betanken könne teure Folgen haben. Kuwatsch: „Ein Tankvorgang und ein kurzer Betrieb reichen aus, um an den Motoren der Fahrzeuge teure Schäden zu verursachen.“
Wurde irrtümlicherweise E10 getankt, obwohl das Fahrzeug dafür nicht zugelassen ist, muss der Tank unbedingt leergepumpt werden. Ansonsten könnte die Einspritzanlage mit irreparablen Folgen für den gesamten Motor ausfallen. Auch Teile wie Dichtungen aus Aluminium und Kunststoff könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Im ungünstigsten Fall müsse das komplette Aggregat gewechselt werden. Und ein Austauschmotor zum Beispiel für einen VW Polo koste immerhin etwa 5.000 Euro, gibt man zu bedenken. (Auto-Reporter.NET/arie)