Gegründet am 5. Mai 1922
Für die 1899 gegründete Fabbrica Italiana Automobili Torino (FIAT) war Deutschland einer der ersten Auslandsmärkte, in denen die Marke offiziell auch mit einer eigenen Importgesellschaft vertreten war. Die Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft wurde am 5. Mai 1922 in München gegründet.
Vertrieb des Modells Fiat 500e von Rüsselsheim aus
Vom Firmensitz Rüsselsheim aus vertreibt FIAT in Deutschland aktuell die vollelektrisch angetriebenen Modelle Fiat 500e und Fiat E-Ulysse sowie die auch mit Hybrid-Technologie verfügbaren Baureihen 500/500C, 500X, Panda und Tipo. Ein eigener Geschäftsbereich sind die unter dem Markennamen FIAT Professional verkauften Transporter, darunter die Elektromodelle E-Scudo und E-Ducato, sowie Fahrgestelle.
Schon Thomas Mann fuhr Fiat
FIAT hatte in Deutschland schon früh viele Fans. Sogar Kaiser Wilhelm II. und Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann fuhren die technisch fortschrittlichen Automobile aus Turin. 1922 machten vier Münchner Geschäftsleute den nächsten Schritt und gründeten die Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft. Geschäftszweck waren laut Gründungsprotokoll 1922 „Herstellung und Handel mit motorisch betriebenen Fahrzeugen, sowohl für den Luxus als auch für geschäftliche Zwecke mit landwirtschaftlichen Traktoren, Motorpflügen, Stabil- und Bootsmotoren“. Was in der offiziellen Urkunde in Beamtendeutsch niedergelegt wurde, bedeutete in der Praxis: Import und Vertrieb von Personenwagen und von Nutzfahrzeugen.
Verlegung der Firmenzentrale nach Berlin im Jahre 1926
Der Handel lief bald so gut, dass die Firmenzentrale 1926 in die Hauptstadt Berlin verlegt wurde. Durch Übernahme des Heilbronner NSU-Werks besaß FIAT ab 1929 auch eine eigene Produktionsstätte in Deutschland, die außerdem als Vertriebszentrale für aus Italien importierte Fahrzeuge fungierte.
Hier lief ab 1934 zunächst den Fiat 508 Balilla als NSU-Fiat 1000 vom Band. Im Jahr 1938 wurden in Heilbronn bereits 5.632 Fahrzeuge gefertigt, vor allem die Modelle NSU-Fiat 500, NSU-Fiat 1000 und NSU-Fiat 1400. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief so gut, dass die Produktion ausgeweitet werden musste. 1938 übernahm FIAT die keine zehn Kilometer von Heilbronn entfernt beheimateten Karosseriewerke Weinsberg. Bald darauf startete hier die Fertigung des NSU-Fiat Topolino. Gleichzeitig wurden aber auch Modelle mit eigenständigen Karosserien entwickelt, darunter der NSU-Fiat Weinsberg Roadster auf Basis des Topolino – heute ein besonders rarer und wertvoller Klassiker.
Verlegung des offiziellen Sitzes nach Heilbronn
1947 verlegte das Unternehmen seinen offiziellen Sitz von Berlin nach Heilbronn, gleichzeitig wurde der Name in Fiat Automobil AG geändert. In den Folgejahren wurde die Verwaltung neu geordnet und vor allem die Händlerorganisation entwickelt. Schon 1951 setzte FIAT in Deutschland wieder rund 5.500 Fahrzeuge ab. Ein Jahr später startete die Produktion in Heilbronn und Weinsberg erneut. Große Fortschritte gelangen durch die Einführung des Fiat 600. Die viersitzige, in Deutschland als NSU-Fiat Jagst vermarktete Limousine löste eine Steigerung der Verkäufe auf beinahe 12.000 Stück im Jahr 1955 aus. Der Fiat 1300 brachte eine vergleichsweise üppige Ausstattung mit und führt bald die Verkaufshitliste der Importautos in Deutschland an. 1962 verkauft FIAT in Deutschland erstmals mehr als 100.000 Fahrzeuge innerhalb eines Jahres.
Um das gestiegene Volumen zu bewältigen, nahm FIAT im Jahr 1972 im badischen Kippenheim ein zentrales Auslieferungslager in Betrieb. Hier durchliefen alle von den Werken weltweit angelieferten Fahrzeuge eine Kontrolle, bevor sie an die Händler ausgeliefert wurden. 1973 gab das inzwischen als Deutsche Fiat AG firmierende Unternehmen die Produktion in Deutschland auf und konzentrierte sich auf den Vertrieb.
Mit dem Fiat Dino, der Ende der 1960er Jahre als Coupé und Spider mit einem Ferrari-Motor unter der Haube in einer eigenen Liga spielte, setzte FIAT Glanzlichter jenseits der Kleinwagen-Liga. Auch die Rallyesiege von Walter Röhrl, der mit FIAT in der Saison 1980 Weltmeister wurde, verschafften den italienischen Fahrzeugen ein sportliches Image.
Neben Röhrls Dienstwagen 131 Mirafiori waren in dieser Ära der 127, der 128, der und der 124 Spider die kommerziell wichtigsten Modelle von Fiat. Der Werbeslogan „Jede Größe, jede Leistung von 18 bis 180 PS“ zielte auf die besonders umfangreichen Produktpalette ab.
Fiat Panda und Fiat Uno
In den 1980er Jahren gewann FIAT mit dem Panda, erstes Fahrzeug in diesem Segment mit optionalem Allradantrieb und beworben als „Tolle Kiste“, und dem Uno viele neue Freunde in Deutschland. Im folgenden Jahrzehnt knüpften Fiat Cinquecento und Fiat Punto an diese Erfolgsserie an. Mit dem Coupé sprach FIAT auch wieder Sportwagenfans an, während die Fiat Barchetta die Rückkehr der Marke ins Roadster-Segment einläutete. Gleichzeitig eroberten die Modelle Bravo/Brava und Marea neue Kundenkreise für FIAT in der Mittelklasse. Mit dem Fiat Ulysse und dem Fiat Qubo fanden sich auch wieder ein mittelgroßer und ein kompakter Van im Angebot.
2007 Firmensitz nach Frankfurt am Main verlegt
Nachdem über Jahrzehnte alle Verwaltungs-, Vertriebs-, Schulungs-, Entwicklungs- und Ersatzteileaktivitäten von Heilbronn aus gesteuert worden waren, vollzog 1997 das inzwischen wieder Fiat Automobil AG genannte Unternehmen mit dem Bezug der neuen Deutschland-Zentrale in Frankfurt am Main den nächsten bedeutenden Schritt. In der hessischen Bankenmetropole, mit dem wichtigen Flughafen direkt vor der Tür, bezogen die zentralen Bereiche der Geschäftsführung neue Büros im Ortsteil Niederrad. Der offizielle Firmensitz blieb zunächst Heilbronn und wurde erst 2007 ebenfalls nach Frankfurt verlegt. Parallel änderte sich der Unternehmensname in Fiat Group Automobiles Germany AG. Neben FIAT zählten inzwischen die Marken Alfa Romeo, Lancia, Abarth und FIAT Professional zum Unternehmen.
2007 begann für FIAT eine neue Ära
Mit dem neuen Fiat 500 kehrte ein ikonischer Name in die Modellpalette zurück. Auch mit dem inzwischen komplett neu entwickelten Panda, dem Grande Punto, dem Kombimodell Croma und dem Sedici, dem ersten SUV der Marke, präsentierte sich FIAT in dieser Zeit breit aufgestellt auf dem deutschen Markt.
2011 gehörte eine neue Modellgeneration des Fiat Panda zu den Stars auf der Automobilmesse IAA in Frankfurt. Drei Jahre später überraschte FIAT mit dem Crossover-Modell 500X, das die positiven Eigenschaften eines kleinen SUV mit dem ikonischen Design des Fiat 500 kombinierte.
Welches Potenzial in dieser Baureihe steckt, bewiesen neben der Cabriolet-Variante nahezu im Jahresrhythmus außerdem Sondermodelle auf Basis des Fiat 500. Der „Cinquecento“, der seine Karriere 1957 als minimal ausgestatteter Kleinstwagen nicht nur Italienern erstmals eine bezahlbare individuelle Mobilität ermöglichte, zeigte hier seine einzigartige Wandlungsfähigkeit. In Kooperation mit renommierten Marken aus den Bereichen Mode, Design und Yachtbau entstanden exklusive Varianten des vielseitigen Citycars. Unter anderem Fiat 500 Gucci, Fiat 500 Ron Arad und Fiat 500 Riva eröffnetem dem Modell völlig neue Kundenkreise. Andere Sondermodelle wie der Fiat 500 Anniversario griffen Stilelemente des historischen Cinquecento auf und interpretierten sie neu.
Mit der Neuauflage des Fiat 124 sprach die Marke ab 2015 wieder die Fans puristischer Roadster an. Auf der gegenüberliegenden Seite der Modellpalette stand der Fiat Freemont, eine geräumige Familienlimousine.
Nachdem FIAT schon 1990 mit dem Panda Elettra und 1992 mit dem Cinquecento Elettra erste Konzeptfahrzeuge mit Batterieantrieb vorgestellt hatte, begann für die Marke 2020 endgültig das Zeitalter der Elektromobilität. Der Fiat 500e, dessen Design charakteristische Elemente der Markenikone „Cinquecento“ aufgriff, eröffnete einem breiten Kundenkreis die Möglichkeit, lokal emissionsfrei zu fahren.
Und wie schon der Fiat 500 überraschte auch der vollelektrisch angetriebene Fiat 500e mit spektakulären Sondermodellen und Konzeptfahrzeugen. Die Luxusmodelabels Armani und Bvlgari sowie die für ihre futuristisch anmutenden Möbel bekannte Marke Kartell präsentierten einmalige Showcars. Der Fiat 500e „la Prima“ by Bocelli hat eine Premium-Audioanlage an Bord, die in Zusammenarbeit mit Startenor Andrea Bocelli entwickelt wurde.
Bewusstsein für soziale Verantwortung
Aber auch das Bewusstsein für soziale Verantwortung stellte FIAT immer wieder unter Beweis. So sind in einigen Modellen Materialien verarbeitet, die aus wiederaufbereiteten Kunststoffen gefertigt sind, die von der SEAQUAL Initiative zertifiziert aus den Meer gefischt wurden. Zusammen mit der Organisation „Plant my Tree“ unterstützte FIAT Wiederaufforstungsprojekte in Norddeutschland. Das Programm Fiat Autonomy umfasst technische Einrichtungen, die Personen mit körperlichem Handicap das Autofahren ermöglichen. Und mit den (RED)-Sondermodellen von Fiat 500e, Fiat 500 und Fiat Tipo fördert die Marke die Arbeit der gleichnamigen Wohltätigkeitsorganisation im Kampf gegen Pandemien.
Seit 2021 gehört FIAT zu den Marken der neu gegründeten Stellantis Gruppe, nach Absatzzahlen der weltweit viertgrößte Automobilhersteller. Aktuell ist FIAT mit folgenden Modellen auf dem deutschen Markt vertreten:
– Fiat 500e: vollelektrisch angetriebener Kleinwagen, verfügbar als Limousine und Cabriolet mit elektrisch betätigtem Stoffverdeck sowie in der innovativen Variante 3+1 mit zweiter Tür für die hinteren Sitze der Beifahrerseite
– Fiat E-Ulysse: vollelektrisch angetriebene Großraumlimousine
– Fiat 500: Citycar als Limousine und Cabriolet mit elektrisch betätigtem Stoffverdeck, Hybrid-Antrieb
– Fiat Panda: vielseitiger Kleinwagen, auf Wunsch im Offroad-Look, auch mit Hybrid-Antrieb
– Fiat 500X: Crossover mit Anklängen an das ikonische Design des Fiat 500, auch mit Hybrid-Antrieb
– Fiat Tipo: als Fünftürer mit Schrägheck und als Kombi angebotene Familienlimousine mit hoher Vielseitigkeit, auch mit Hybrid-Antrieb
Mit diesem Angebot startete FIAT extrem erfolgreich in das Jahr des 100. Geburtstages in Deutschland. Die Modellfamilie Fiat 500 in ihren verschiedenen Varianten zählte im ersten Quartal 2022 zu den Spitzenreitern in den Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes (KBA). Im Januar war der Fiat 500e nach den KBA-Zahlen[1] sogar das insgesamt meistverkaufte Elektroauto in Deutschland. In seinem Segment (A) war der Fiat 500e im ersten Quartal der unangefochtene Bestseller unter den Elektrofahrzeugen. Auch die gesamte Familie Fiat 500, zu der in der KBA-Statistik neben dem vollelektrisch angetriebenen Fiat 500e auch Modelle mit Hybrid-Antrieb beziehungsweise Verbrenner zählen, ging zwei Mal als Verkaufsspitzenreiter im A Segment durchs Ziel. Die Baureihe stand im Monat März und auch im gesamten ersten Quartal auf Platz 1 dieser Rangliste.
Diese Erfolge unterstreichen die Kompetenz von FIAT für urbane und nachhaltige Mobilität. Die Marke steht in Deutschland seit 1922 für italienisches Design, intelligente Innenraumkonzepte und innovative, gleichzeitig aber erschwingliche Technologie – daran hat sich seit 1922 nichts geändert.
100 Jahre FIAT in Deutschland – die wichtigsten Daten
1922 | Am 5. Mai wird in München die Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft gegründet. |
1929 | FIAT übernimmt die Automobilproduktion von NSU. Die eigens gegründete NSU Automobil AG fertigt in Heilbronn Pkw und Lieferwagen unter dem Markennamen NSU-Fiat.
Im selben Jahr wird die Fiat Bank GmbH gegründet, über die Kunden ihr neues Fahrzeug finanzieren können. |
1938 | Mit dem Erwerb der Karosseriewerke Weinsberg baut NSU-Fiat eine zweite Produktionsstätte auf. |
1967 | Der Fiat 124 wird zum „Auto des Jahres“ gewählt. |
1970 | Fiat verkauft die Karosseriewerke Weinsberg, wo zuletzt vor allem Wohnmobile hergestellt wurden.
Der Fiat 128 wird als „Auto des Jahres“ ausgezeichnet. |
1972 | Das 1960 in Deutsche Fiat AG umfirmierte Unternehmen nimmt in Kippenheim (Nähe Freiburg/Breisgau) ein zentrales Auslieferungslager in Betrieb.
Das Modell 127 ist das nächste „Auto des Jahres“ von FIAT. |
1973 | Die Produktion in Heilbronn wird nach rund 360.000 gefertigten Fahrzeugen eingestellt. Die Deutsche Fiat AG wird eine reine Vertriebsgesellschaft. |
1980 | Umfirmierung zu Fiat Automobil AG. |
1981 | FIAT bewirbt den Panda in einer preisgekrönten Kampagne als „tolle Kiste“. |
1984 | Wieder ein „Auto des Jahres“ in der Palette von Fiat, dieses Mal das Modell Uno. |
1989 | Der Fiat Tipo wird markeninterner Nachfolger des Uno als „Auto des Jahres“. |
1993 | Die Fiat Cinquecento Trofeo ist eine neue Einsteigerserie für den deutschen Rallye-Nachwuchs. |
1996 | Ungewöhnliche Namensgebung, ausgezeichnet als „Auto des Jahres“: die technisch identischen Modelle Bravo (Dreitürer mit Schrägheck) und Brava (Viertürer mit Stufenheck. |
1999 | Der deutsche Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher macht Werbung für die Großraumlimousine Fiat Multipla. |
2004 | Der Fiat Panda wird von der „tollen Kiste“ zum „Auto des Jahres“ befördert. |
2007 | Die Neuauflage des Fiat 500 erobert die Herzen die deutschen Italien-Fans im Sturm. 2008 wird das Citycar mit dem ikonischen Design zum „Auto des Jahres“ gewählt.
Im selben Jahr erfolgt die Namensänderung des Unternehmens in Fiat Group Automobiles Germany AG, das in Deutschland verantwortlich ist für die Marken Fiat, Fiat Professional (Transporter), Abarth, Alfa Romeo, Lancia und Jeep. |
2021 | Der Fiat 500e gehört auf Anhieb zu den bestverkauften Elektro-Fahrzeug auf dem deutschen Markt.
Die Marke FIAT wird Teil der Stellantis Gruppe. |
Foto: FCA Germany AG