In wenigen Jahren ist Mobilität nahtlos vernetzt
Eine Geschäftsreise nach London in nicht allzu ferner Zukunft: Als die Ausfahrt zum Flughafen schon in Sichtweite ist, klingelt der Postbote an der heimischen Haustür. Wenn ein smartes Auto und ein smartes Heim zusammen kommen, ist das kein Problem. Ein kurzer Videochat mit dem Postboten genügt und mittels Touchscreen lässt sich die Haustür öffnen. Nächster Halt: Flughafenparkhaus. Die Suche nach einer freien Lücke übernimmt das Fahrzeug automatisiert, während der Reisende schon die Gepäckkontrolle passiert. Nach der Landung in der britischen Metropole meldet das Smartphone „Stau auf allen Zufahrtsstraßen“ und bietet eine Alternative zum Taxi an: Mit der Bahn geht es bis zum Regents Park, wo dann schon ein Elektroauto für den Rest der Strecke reserviert ist.
Diese Vision einer Geschäftsreise im Zeitalter der vernetzten Mobilität zeigte Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin. Der Bosch-Chef adressierte den branchenweiten Trend des Wandels hin zu Mobilitätsdienstleistungen. Allein zwischen 2017 und 2022 soll der weltweite Markt für vernetzte Mobilität um jährlich fast 25 Prozent wachsen. Schon in wenigen Jahren werden Autos zum aktiven Teil des Internets der Dinge (IoT) und können mit anderen vernetzten Verkehrsmitteln oder sogar dem Smart Home kommunizieren. „Das Auto, wie wir es kennen, ist bald Geschichte“, sagte Denner. „Heute buchen Sie die Übernachtung im Internet, in Zukunft bestellen Sie Ihre Mobilität online.“ Hierfür müssen private Fahrzeuge mit öffentlichen Verkehrsmitteln und sogar der ganzen Infrastruktur von Städten zusammenwachsen. „In wenigen Jahren ist Mobilität nahtlos vernetzt“, erklärte Denner. Steht heute noch das eigene Fahrzeug im Mittelpunkt, so wird in den nächsten Jahren der bequemste Weg ans Ziel in den Fokus rücken. Um das möglich zu machen, benötige es drei Entwicklungsschritte, skizzierte Denner:
Erstens: Die Vernetzung startet hinter dem Steuer
Schon heute gibt es kaum mehr einen Neuwagen in Deutschland, der ohne Internetanbindung unterwegs ist. Echtzeit-Verkehrsdaten, der Notrufdienst eCall und Musikstreaming benötigen eine Online-Anbindung. Die Vernetzung des Fahrens ermöglicht Bosch auf zwei Wegen: einerseits über die Smartphone-Integration, so dass Apps im Fahrzeug sicher bedienbar werden. Andererseits über fest eingebaute Kommunikationsboxen. Mit vernetzten Autos können Fahrer sowohl Echtzeit-Daten nutzen, als auch Entertainment-Inhalte über die eingebauten Infotainment-Systeme streamen.
Dank der Internetanbindung wird das Auto der Zukunft jedoch deutlich mehr können als Musikstreaming – es wird zum ganz persönlichen Begleiter. Mit zunehmender Automatisierung wird der Fahrer, wann immer er will, zum Passagier. „Das Auto wird, neben Haus und Büro, zum dritten Lebensraum“, erklärte Denner.
Zweitens: Mobilität wird nahtlos über das Auto hinaus vernetzt
Vernetzung geht jedoch deutlich über die Motorhaube hinaus. Sie startet ebenfalls in öffentlichen Verkehrsmitteln und Car-Sharing Diensten. Schon heute bietet Bosch mit dem Projekt Stuttgart Services einen Ausblick auf den Verkehr der Zukunft. Mit einer Softwarelösung vernetzt das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen verschiedene Verkehrsträger. Car- und Bikesharing, Bahnen und Busse lassen sich so mit einer einzelnen Chipkarte nutzen, die auch Eintrittskarte für Schwimmbäder oder Bibliotheken sein kann.
„Unsere Mobility Solutions sind mehr als Kraftfahrzeugtechnik“, sagte Denner. In den nahtlos vernetzten Mobilitäts-Assistenten steckt noch weitaus mehr Potenzial: Bosch wird im Projekt moveBW für den Großraum Stuttgart in Zukunft einen Mobilitätsassistenten realisieren, der Autofahrern eine intermodale Routenführung ermöglicht – inklusive Umstieg auf Bikes, Bahnen und Busse. Der Clou bei diesem Projekt: Eine App genügt, um die Reise mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln bequem zu planen, zu buchen und zu bezahlen.
Drittens: Das Internet der Dinge bringt Mobilität, Smart Home und Smart City zusammen
Die Vernetzung geht in der Vorstellung Denners jedoch weit über die Reise von A nach B hinaus. „Wir denken nicht nur die Mobilität neu, sondern verknüpfen die Lebenswelten der Menschen miteinander“, sagte er. Wenn das Auto über die Cloud mit dem Smart Home oder sogar der Smart City verbunden sei, steige der Mehrwert für jeden Einzelnen. „Bosch sorgt dafür, dass Mobilität und smarte Services mühelos verschmelzen. Reisenden bieten wir nicht nur den besten Weg ans Ziel, mit der Vernetzung schenken wir Ihnen Zeit“, bekräftigte Denner. Das zeigt das Beispiel der Paketanlieferung: Wer zukünftig auf Reisen geht, muss nicht mehr auf den Postboten warten. Per Videochat mit dem Postboten lässt sich ein Paket selbst im Zug oder Auto annehmen, weil man dort in Zukunft mit dem Smart Home vernetzt ist.
Für Bosch ist das Internet der Dinge somit ein Trend, der weit über den Unternehmensbereich Mobility Solutions hinausgeht: Wie nur wenige Unternehmen kann Bosch mit Sensorik, Software, Services und der eigenen IoT-Cloud das Internet der Dinge aus einer Hand anbieten. „Bosch ist schon heute in allen Schlüsselthemen des Internet der Dinge aufgestellt und wird diesen Wandel vorantreiben“, schloss Denner.
Foto: Bosch