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Automatischer Notruf serienmäßig

Am 31. März 2018 tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft, nach der alle neuen PKW-Modellreihen mit einem automatischen Notruf, dem sogenannten eCall, ausgestattet sein müssen. Dies ist zwar nicht automatisch auch ein „Mehr“ an Verkehrssicherheit, zu der auch das verantwortungsvolle individuelle Verhalten eines Autofahrers gehört. Im Falle eines Unfalls jedoch kann der eingebaute eCall ein Lebensretter sein, setzt er doch die Rettungskette unverzüglich in Kraft.

Verkürzung der Reaktionszeit der Rettungsdienste erwartet

Experten erwarten von der neuen eCall-Vorschrift eine innerorts um 40 Prozent, außerorts um 50 Prozent verkürzte Reaktionszeit der Rettungsdienste.

„Laut EU können mit eCall in Europa jährlich rund 2.500 Menschenleben gerettet und die Unfallfolgen bei Schwerverletzten um rund 15 Prozent gesenkt werden – das sind nicht nur Zahlen, sondern Menschenleben. Unsere Vision Zero: „Keiner kommt um, alle kommen an“ wird dadurch wieder ein Stück realer.“

Prof. Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht und Bundesminister a.D.

Auch der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Verkehrsunfälle verursacht wird, könnte um 26 Milliarden Euro gesenkt werden, so die Prognose. Als Transitland hat Deutschland ein besonderes Interesse an der Einführung eines flächendeckenden eCalls.

eCall für alle?

So sehr die DVW die Entscheidung aus Brüssel begrüßt, Typenzulassungen für Automodelle ab sofort nur noch mit einem integrierten eCall-Modul zu geben, so ernüchternd ist die Berechnung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Danach wird es rund zehn Jahre dauern, bis auch nur die Hälfte aller Autos über ein integriertes eCall-System verfügt.

Das bordeigene Notrufsystem kann nicht nachgerüstet werden, da der automatische Notruf des fest verbauten eCall durch das Auslösen des Airbags erfolgt. Es braucht also effektive Übergangslösungen, bis die Flächendeckung erreicht ist.

Schutzengel „to go“

Eine Lösung für alle Autofahrer, die jetzt schon auf schnelle Rettung nicht verzichten wollen, hat Bosch gemeinsam mit dem GDV entwickelt. Der „Unfallmeldedienst“ kann im Ernstfall Lebensretter sein und ist doch einfach und ohne Werkstattbesuch nachzurüsten. Ein Autofahrer benötigt lediglich einen sogenannten Unfallmeldestecker und die dazugehörige Unfallmelde-App. Diesen „Schutzengel to go“ haben bereits viele KFZ-Versicherungen im Angebot.

Der Stecker wird in den 12-Volt-Anschluss (Zigarettenanzünder) des Autos gesteckt. Mit der dazugehörigen Android- oder iOS-Smartphone-App verbindet sich das Smartphone des Fahrers via Bluetooth mit dem Stecker. Dieser verfügt über verschiedene Beschleunigungssensoren, die die Schwere der Kollision bestimmen. Der Unfallmeldestecker sendet nach einer Kollision die Fahrzeugposition, den Unfallzeitpunkt und den Fahrzeugtyp an die Notrufzentrale des GDV in Hamburg, die sofort eine Sprechverbindung zum Fahrer aufbaut. Meldet der Stecker eine starke Kollision oder antwortet der Fahrer nicht, werden sofort Rettungskräfte zum Unfallort geschickt. Im Falle einer Panne kann der Fahrer auch manuell Hilfe anfordern.

Datenschutz

Der Unfallmeldestecker übermittelt Daten nur bei der Registrierung eines Unfalls, bei Auslösen des Notrufs oder wenn der Fahrer den Hilferuf manuell auslöst. Der Stecker sammelt keine Daten über den Fahrer und dessen Fahrverhalten, auch nicht über die gefahrenen Strecken. Die App zeichnet nur die letzte vom Smartphone ermittelte Position auf, wobei ältere Daten permanent gelöscht werden. Darüber hinaus werden keinerlei Daten zur Rekonstruktion eines Schadens oder zur Klärung der Schuldfrage verwendet. Gesichert werden die Unfalldatensätze in der Trusted German Insurance Cloud, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert ist. Dort können sie zu jedem Zeitpunkt vollständig und dauerhaft wieder gelöscht werden.

Quelle: Deutsche Verkehrswacht