Viel Platz auf wenigen Quadrametern
Wie wenige Quadratmeter für eine Singlewohnung in modernen Metropolen notwendig sind, zeigt heute der Trend zum minimalistischen „Tiny House“. Wieviel Wohlfühlwohnraum für sechs Personen ein wendiger Allrad-Van auf winzigen 4,9 Quadratmetern Grundfläche ermöglicht, demonstrierte dagegen schon 1983 der unkonventionelle Subaru Libero mit einem wegweisend kreativen Interieurkonzept. Als Subaru damals die ersten Pressemitteilungen zur Premiere des anfangs schlicht E10 Wagon genannten Raumwunders verschickte, vermuteten nicht wenige Redaktionen einen Druckfehler: 3,42 Meter kurz, 1,42 Meter schmal und trotzdem Platz für sechs Personen, mit Sondereintragung sogar sieben Passagiere oder bei umgeklappten Sitzen bis zu 2.500 Liter Stauraum – wie sollte das möglich sein?
One-Box-Karosseriearchitektur
Tatsächlich bewirkte die revolutionäre One-Box-Karosseriearchitektur des kubisch geformten Micro-Vans eine Raumausnutzung mit bis dahin in Europa nicht erreichter Effizienz. Eine Architektur, die so wahrscheinlich nur im dicht besiedelten Japan entstehen konnte, einem Land, in dem clevere modulare und platzsparende Konzepte in Wohnungen und populären Fahrzeugen wie den winzigen, steuerlich privilegierten Kei-Cars große Tradition haben.
Tatsächlich war der Subaru Libero in Japan bereits seit drei Generationen Kult, ehe er auch die Deutschen mit seiner Coolness begeisterte. Seinen ersten Auftritt feierte der auf dem Heimatmarkt Subaru Sambar genannte Raumkünstler schon bei der Tokyo Motor Show 1960. Damals demonstrierte er, welche Platzkapazitäten das One-Box-Konzept im Kei-Car-Format von 2,99 Metern bietet. In Deutschland durften es 1983 dann zwar 43 Zentimeter mehr sein, dafür war aber auch ein zuschaltbarer Allradantrieb serienmäßig an Bord und der Subaru präsentierte sich so als kompaktester 4×4-Van aller Zeiten für sechs Passagiere.
Kleiner, großer 4×4-Vielseitigkeitskünstler: Der Libero liebt Familien, Freizeit und Firmen
Sein europäischer Name – bei einer Befragung von 30.000 Subaru-Kunden ermittelt – sagte eigentlich schon alles: Wie der Libero im Fußball war dieser vielseitige Subaru ohne direkten Gegenspieler. Vielmehr war der Libero offen und frei für alle Aufgabenstellungen des Autolebens, ein echtes fünftüriges Multitalent für Familien, Firmen und Freizeitvergnügen. Bei Layout und Konstruktion der Kabine nutzte Subaru die Erfahrung seines Mutterkonzerns Fuji Heavy Industries (heute Subaru Corporation) aus dem Flugzeugbau. Dadurch wurde auf überflüssige Karosserieüberhänge verzichtet, jeder Quadratzentimeter optimal für Wohlfühlkomfort der Passagiere und maximale Ladekapazität genutzt. Der hocheffiziente, hinten positionierte, 37 kW (50 PS) leistende 1,0-Liter-Downsizing-Dreizylinder-Benziner des Libero E10 – verbarg sich geschickt unter dem Laderaum und war überdies platzsparend quer eingebaut. Die fünftürige Karosserie saß auf einem robusten Leiterrahmen und war deshalb trotz extra breiter Schiebetüren auf beiden Seiten extrem verwindungssteif, schließlich bot der Libero als einziges Auto seiner Klasse Allradantrieb. Mit einem Fingerdruck auf den im Schalthebel integrierten 4WD-Knopf konnte der Libero-Pilot den Vorderradantrieb aktivieren und mit dem Allradantrieb aktive Fahrsicherheit auf Nässe, Schnee und Matsch gewinnen. Jäger oder Freizeitsportler waren so für Geländeausflüge gewappnet, wie Subaru in der Werbung erläuterte, zumal dem 1,42 Meter schmalen Kraxler kaum ein Pfad zu eng schien.
Preiswerter Pragmatiker
Damit nicht genug der Einmaligkeit des Subaru Libero. Denn der preiswerte Pragmatiker – seine Kosten bewegten sich auf Kleinwagenniveau – war nach dem Vorbild eines traditionellen japanischen Wohnhauses modular gestaltet. Während im Haus Schiebewände für Vielfalt und Expressivität innerhalb des vorgegebenen kompakten Raums verantwortlich sind, bot der Libero variable Multifunktionssitze, die sich in fast unzählig vielen Positionen arrangieren ließen. Darunter ingeniöse Anordnungen wie Liegesitzkomfort für die Fond-Fahrgäste bei zurückgeklappter mittlerer Sitzreihe, das Doppelbett bei umgelegten hinteren Sitzreihen, Konferenzbestuhlung durch drehbare Frontsitze, Kaffeehauseinrichtung mit Tisch bei gestapelten Mittel-Sitzen oder der Transport von 2,64 Meter langen Leitern oder Surfboards bei abgeklappten rechten Sitzen.
Auch nach oben war der Libero offen: Baumschulen etwa nutzten bisweilen die beeindruckende Bauhöhe von gut 1,90 Metern und das weit öffnende Schiebedach zum Pflanzentransport. Später gab es sogar zusätzliche nette kleine Dachfenster – „Alpine Windows“ genannt – für noch mehr Licht im mobilen Heim.
Den Passagieren wiederum vermittelten die kaum zu überbietende Kopffreiheit und die großzügige Verglasung ein luftiges Raumgefühl, zumal die erhöhte Sitzposition im Libero überdies den in heutigen SUV so geschätzten Panoramablick über das Verkehrsgeschehen garantierte. Und auch der abklappbare Heckstoßfänger verdient Würdigung, denn durch diese Funktionalität wurde der Motorraum des Subaru gut zugänglich.
Erst Avantgarde, dann cooler Klassiker: Der Libero ist ein Mini-Star mit Mega-Ausstrahlung
Ob als Micro-Van, Kleintransporter, Minibus, Wohnmobil, Cityflitzer, Großraumlimousine, origineller Geländegänger, oder ganz einfach als effizientes Sparmobil mit einem Normverbrauchswert bei 90 km/h von nur 6,8 Litern Super pro 100 Kilometer, der Subaru Libero stand in zwei Generationen für eine schöne neue Allrad-Autowelt, die auf kleinstem Raum ungewohnte Größe zeigte. „Vantastisch!“ kommentierten Medien den avantgardistischen Libero 1983, der vier Jahre später unter dem Namen Subaru BLT noch futuristischer vorfuhr und Appetit auf die automobile Zukunft machte. Dies allerdings zum Bedauern von Fachwelt und Allrad-Fans nur als Concept Car. Denn unter der aerodynamischen Außenhaut des BLT für Business (B), Leisure (L) und Transport (T) verbarg sich eine luxuriöse Lounge mit damals futuristischem Personalcomputer und anderen Komfort-Features für Business und Freizeit. Technisch sensationell war die Allradlenkung, die den mit permanentem Allradantrieb ausgestatteten Subaru BLT noch handlicher und dynamischer machte.
Aber auch in Großserie gelangen dem extrovertiert designten Subaru Libero Evolutionen. Auf der Antriebsseite erstarkte die kleine Raumkapsel 1986 durch einen neuen, hubraumgrößeren 1,2-Liter-Dreizylinder auf 38 kW (52 PS) und 1993 debütierte der Libero auf der Frankfurter IAA sogar in Neuauflage mit 40 kW (54 PS). Zugleich ließ eine gegenläufige Ausgleichswelle den Dreizylinder bei der völlig unaufgeregten Vmax von 128 km/h nun äußerst vibrationsarm arbeiten. Äußerlich wuchs der Libero zugunsten größerer passiver Sicherheit auf 3,52 Meter Länge, bewahrte sich aber seine unvergleichliche Originalität, die sich in einer Flut von Kosenamen spiegelte. Am häufigsten wurde der Kleine inzwischen Knutschkugel genannt – obwohl eigentlich doch Kanten und Ecken das Kennzeichen des hierzulande bis 1998 verkauften Kultmobils waren. Auch Elefanten-Rollschuh gehörte zu den häufig gehörten Schmeichelwörtern.
Heute ist der Bestand von Libero stark geschrumpft, denn besonders beim langjährigen harten Einsatz als Nutzfahrzeug wurden nicht wenige der robusten Vans regelrecht verbraucht. Von den insgesamt 22.442 in Deutschland verkauften Subaru Libero sind deshalb derzeit nur noch knapp 1.000 Vans zugelassen, um deren Erhalt sich aber eine rührige Fan- und Clubszene kümmert. Schließlich sorgte der einzigartige Van von Beginn an für Furore, was sich sogar in seinen bis heute andauernden vielen Auftritten als automobiler Filmstar in Krimis, Komödien oder Lovestories spiegelt. Ein Libero ist eben frei für alle Aufgaben – in Japan sogar als achtsitziger Roadster und Besucherattraktion bei der Besichtigung des Subaru Werks Gunma Yajima.
Größe in Details zeigen: Geniale Interieur-Ideen
Damals wie heute ist das Fahrzeuginterieur für Designer und Ingenieure die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Hier hat sich das Automobil allen Vorhaben und Vorlieben seines Fahrers anzupassen und das Leben durch intelligente Lösungen zu erleichtern. Für Subaru und die Autowelt waren die genialen Features des Libero, etwa die konkurrenzlos-variablen Sitzkonfigurationen, ein Meilenstein. Und doch waren sie erst der Anfang einer Liebe zum Detail.
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Fotos: SUBARU Deutschland GmbH