Bereits 1985 führten AXA und DEKRA zum ersten Mal gemeinsame Crashtests im schweizerischen Wildhaus durch. Seither stieg der Straßenverkehr stark an, während Unfall- und Opferzahlen erfreulicherweise sanken. Die Sicherheit im Straßenverkehr konnte dank Sicherheitsgurt, besserer Karosseriestrukturen, neuer Fahrerassistenzsysteme und Helmpflicht wesentlich verbessert werden. Auch das Engagement der beiden Unternehmen hat dazu beigetragen. Bei den 30. Crashtests zeigen die Unfallexperten, wohin sich die Verkehrssicherheit entwickeln wird. Dabei diskutieren sie auch wie die Vision Zero (eine Zukunft ohne Verkehrstote) mit mehr Technik erreicht werden kann.
AXA und DEKRA begleiten und gestalten seit rund 30 Jahren mit ihren Crashtests in Wildhaus den Wandel in der Verkehrssicherheit. Die Entwicklung ist erfreulich und eindrücklich zugleich. Kamen 1985 noch 9.235 Personen in Deutschland und 908 Personen in der Schweiz bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben, so waren es 2013 insgesamt 3.340 Personen (-64%) beziehungsweise 269 (-70%). Und das, obwohl die Anzahl der Fahrzeuge und die Kilometerleistung in dieser Zeit massiv zunahmen. Diese positive Entwicklung kann nicht einem einzigen Element zugeschrieben werden, sie resultiert aus einer Kombination von technischen Entwicklungen, gesetzlichen Anpassungen und der Sensibilisierung für Risiken im Straßenverkehr.
Immer wieder im Fokus: Sicherheitsgurt, Kinder und Fahrerassistenzsysteme
Drei zentrale Themen begleiteten die Entwicklung der Verkehrssicherheit und die Crashtests Wildhaus in den vergangenen drei Jahrzehnten: Erstens, der Sicherheitsgurt, der auch heute noch als Lebensretter Nummer 1“ gilt. Zweitens stand die Sicherheit von Kindern regelmäßig im Fokus, was auch zu neuen Vorschriften für die sichere Unterbringung in Kindersitzen führte. Drittens wurden auch Fahrerassistenzsysteme wie ABS, ESP und andere häufig thematisiert. So stellten die Crashtests 2006 die Wirkung einiger vielversprechender Systeme vor und beschleunigten damit die Verbreitung der „elektronischen Helfer“ mit Erfolg. 2006 wurden lediglich 58 Prozent der Fahrzeugmodelle in Deutschland und 43 Prozent der Fahrzeuge in der Schweiz mit serienmäßigem ESP angeboten. Heute kommt das Stabilitätsprogramm dank Gesetzesanpassungen zum flächendeckenden Einsatz in Europa.
Aktive Systeme können zur Kollisionsverhinderung beitragen
Bei den diesjährigen Crashtests Wildhaus wurden alte Autos mit aktuellen Nachfolgemodellen verglichen. Dabei zeigte sich die positive Entwicklung der passiven Sicherheitssysteme. „Heute sind Passagiere in modernen Fahrzeugen bei einem Unfall sehr gut geschützt. Defizite bestehen jedoch nach wie vor für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Motorradfahrer“, erklärt Jörg Ahlgrimm, Leiter der Unfallanalyse bei DEKRA, und bezieht sich auf die Demonstration eines Fußgängerschutzsystems an. Der Fußgänger wurde dabei zwar von der aktiven Motorhaube besser abgefangen und der Aufprall dadurch abgeschwächt. Dennoch zog er sich beim Aufprall auf der harten Straße schwere Verletzungen zu. Der Test zeigt den Nutzen, aber auch die Grenzen der passiven Systeme. Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung und Prävention der AXA Winterthur, weiß: “Das Vermindern der Unfallfolgen mit passiven Systemen stößt auch aufgrund der Inkompatibilität von Verkehrsteilnehmern an erkennbare Grenzen. Moderne Fahrzeuge mit aktiven Fahrerassistenzsystemen können dazu beitragen, Kollisionen zu verhindern.” AXA und DEKRA thematisieren daher die elektronischen Helfer im Fahrzeug seit Beginn der Crashtests regelmäßig.
Autopiloten schon bald Realität?
Verschiedene Studien belegen, dass Fehler und Unfälle häufiger durch Menschen verursacht werden als durch Maschinen. Laut dem deutschen Statistischen Bundesamt und übereinstimmenden Auswertungen aus der Schweiz werden über 90 Prozent aller Verkehrsunfälle durch Fehler der Fahrzeuglenker verursacht. Der Faktor Mensch sollte daher durch elektronische Helfer unterstützt oder durch den Autopiloten ersetzt werden. „Was nach Science-Fiction klingt, ist heute schon Realität.“ weiß Jörg Ahlgrimm und erklärt: „Kombiniert man bestehende Systeme wie Abstandsmessung, Spurhalteassistent und automatische Geschwindigkeitsregelung, können Fahrzeuge gewisse Strecken ohne Eingriff des Lenkers absolvieren, beispielsweise auf Autobahnen.“ Bettina Zahnd ergänzt: „Technisch ist es bereits heute möglich, dass Fahrzeuge viele Verkehrssituationen selbständig und sicher meistern. Es braucht nun noch den Willen von Politik, Hersteller und ein wachsendes Vertrauen der Fahrer, diese Systeme konsequent einzusetzen und damit die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.“
Umfrage zeigt: Mehr Technik erwünscht – Skepsis beim Autopiloten
Die technische Unterstützung des Lenkers ist weitgehend akzeptiert und gewünscht. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der AXA und DEKRA. Die Befragten möchten beim nächsten Fahrzeugkauf nicht auf ABS (97 Prozent), ESP (79 Prozent) und Spurwechselassistenten (71 Prozent) als Sicherheitssysteme verzichten. So glauben neun von zehn Studienteilnehmern, die Fahrerassistenzsysteme würden die Verkehrssicherheit erhöhen. Nur 41 Prozent der Befragten sind auch von der Sicherheit autonom gelenkter Fahrzeuge überzeugt. Hier sind also gewisse Zweifel erkennbar. Das erklärt gleichzeitig, weshalb über drei Viertel der Befragten heute noch kein selbstlenkendes Fahrzeug kaufen würden und dabei 38 Prozent der Studienteilnehmer Bedenken zur Sicherheit als Hauptgrund nennen.
Wunschzettel der Unfallforscher für eine Zukunft ohne Verkehrstote (Vision Zero):
Autofahrer/-käufer:
- Achten Sie beim Fahrzeugkauf auf die eingebauten und optionalen Fahrerassistenzsysteme. Viele Systeme müssen Sie als Sonderausstattung bestellen Die Mehrkosten lohnen sich.
- Lassen Sie sich Fahrerassistenzsysteme vom Verkäufer erklären und planen Sie eine längere Gewöhnungsphase ein. Insbesondere mit Fahrerassistenzsystemen, die den Fahrer warnen und eine Fahrerreaktion erfordern, sollten Sie sich im Detail vertraut machen.
Motorradfahrer/-käufer:
- Wählen Sie immer ein Motorrad mit ABS.
- Damit Sie in der Notsituation richtig reagieren, sollten Sie das ABS ausgiebig testen und sich mit der Funktion vertraut machen. Am besten bei einem (jährlichen) Sicherheitstraining.
Fahrzeughersteller:
- Fahrerassistenzsysteme müssen möglichst rasch serienmäßig angeboten werden, damit sich diese schnell verbreiten und so die Verkehrssicherheit erhöhen.
- Fahrzeughersteller sollen die Fahrerassistenzsysteme permanent weiterentwickeln, um die Wirkung der Systeme zu verbessern und gleichzeitig die Sicherheit ihrer Fahrzeuge zu erhöhen.
Politik / Gesetzgeber:
- Prüfung einer Liste von obligatorischen Fahrerassistenzsystemen. Damit werden Systeme, die „nur“ dem Unfallgegner nützen, schneller eingeführt und wirksam.
- Förderung von sicherheitsrelevanten Fahrerassistenzsystemen. Beispielsweise wären finanzielle Anreize für Fahrzeuge mit bestimmten Sicherheitssystemen denkbar (geringere Steuern oder Abgaben) oder die direkte Unterstützung von Herstellern und Zulieferern bei der Entwicklung von Systemen.
Quelle: DEKRA
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